© Andrea Enzendorfer

Die Pest

Der schwarze Tod

 

Tagebuchauszug eines Welser Bürgers

6. Juli 1349 Gestern hat ein Viehhändler erzählt, dass  es in vielen Ländern jetzt eine schreckliche Krankheit gäbe, die die Menschen oft in fünf bis sechs Stunden töte. Die Leute meinen, dass es sich um ein Strafgericht Gottes handle.
7. Juli Der Viehhändler ist auf einmal krank geworden. Er liegt beim Hauswirt. Er ist sehr schwach und müde und hat rote Flecken am ganzen Körper. Die Hausdirn legt ihm nasse Tücher auf den Kopf. Der Pfarrer ist bei ihm und betet.
8. Juli Nun ist der Viehhändler plötzlich gestorben. Die roten Flecken sind aufgebrochen und ganz schwarz geworden. Da hat er gejammert und geschrien. Der Magister ist gekommen und hat ausgerufen: „Das ist die Pest!“
9.Juli Es wollen viele Leute in die Stadt kommen um sich vom Bader behandeln zu lassen. Die Tore aber sind versperrt. Der Hauptmann jagt sie alle zurück.
10. Juli Nun ist auch der Pfarrer krank geworden. Die Hausdirn klagt über Kopfschmerzen und Übelkeit.
12. Juli Zwei Zimmer im Wirtshaus sind schon voll mit Kranken. Die Leute lachen nicht mehr und haben große Angst.
16. Juli Der Friedhof wird zu klein. Nur mehr wenige Häuser sind, die nicht das weiße Kalkkreuz auf die Tür gemalt haben. Es soll heißen: Kein gesunder darf hinein. Die Pest ist drinnen!
19. Juli Jeder Hund, der auf der Straße läuft, wird erschossen. Alle Katzen und Ratten werden erschlagen. Man sagt sie seien schuld am Zunehmen der Krankheit. Der Magister sagt, die Leute sollen sich baden und saubere Kleidung tragen und den Schmutz nicht auf die Straße werfen. Da haben sie den gelehrten Herrn verjagt. Sie binden sich lieber Frösche und Kröten auf die Beulen, diese sollen das schwarze Gift aus dem Körper saugen.
20. Juli Herr, im Himmel! Erbarme dich endlich! Ich weiß nicht wie es wird? Herr, lass mich nicht lange leiden und sei mir ein gnädiger Richter.

 

Die Pest in Wels

 

Wels wurde dreimal von der Pest heimgesucht. 1349, 1585, 1713.

1713 starben in wenigen Tagen mehr als 200 Menschen. Wegen der Ansteckungsgefahr wurden die Stadttore und die verpesteten Häuser gesperrt. Die Traunbrücke wurde gesperrt. Es durfte niemand in die Stadt. Gottesdienste wurden im Freien abgehalten.

Erst gegen Weihnachten verschwand die schreckliche Krankheit. Aus Dankbarkeit stifteten die Leute Pestsäulen, Kapellen und Kirchen.

An der Straße nach Puchberg stand früher eine Pestsäule. Das Barockportal der Stadtpfarrkirche ist eigentlich ein Pestdenkmal.

 

 

 

Wie wird die Pest übertragen?

 

Ratten und Rattenflöhe übertrugen die Pest. Die Pest wurde mit Schiffen aus China und Indien eingeschleppt und von pestkranken Ratten durch Rattenflöhe auf Menschen übertragen.

In den Städten wurden damals die Abfälle auf die Straße geworfen. In den Bürgerhäusern gab es viel Schmutz. Die Bürger nahmen es nicht so genau mit der Sauberkeit. So konnten sich die Ratten schnell vermehren und die Krankheit konnte sich deshalb schnell ausbreiten.

      

 

 Buchtipp: Der Rattenfänger von Hammeln