Der Rattenfänger von Korneuburg Einst gab es in der Stadt Korneuburg eine schreckliche Rattenplage. Diese grässlichen Tiere trieben in den Straßen und Häusern ihr Unwesen. Überall wimmelte es nur so von Ratten. Es herrschte große Verzweiflung unter den Einwohnern, weil niemand wusste, wie man diese ungebetenen Gäste loswerden könnte. Eines Tages beschloss der Stadtrat demjenigen eine hohe Belohnung, der die Stadt für immer von dieser Plage befreien würde. Bald darauf erkundigte sich ein Fremder beim Bürgermeister, ob es mit der ausgesetzten Belohnung stimme. Als ihm dies bestätigt wurde, zog er eine schwarze Pfeife aus einem Beutel. Die Töne, die er seinem Instrument entlockte, waren nicht sehr angenehm, aber den Ratten schien diese Musik zu gefallen. Nun wanderte der Rattenfänger mit den Ratten zur Donau, die dort jämmerlich ertranken. Keine einzige Ratte war mehr in der Stadt zu finden. Unter dem Jubel der Bewohner marschierte der Fremde zum Rathaus und wollte dort seinen rechtmäßigen Lohn in Empfang nehmen. Doch der Bürgermeister wollte ihm nur ein Viertel des versprochenen Lohnes zugestehen. Wütend und ohne Geld verließ der Enttäuschte das Rathaus. Als der Rattenfänger nach einiger Zeit wieder in der Stadt erschien, war er noch prächtiger gekleidet als bei seinem ersten Besuch und zog eine Pfeife aus der Tasche, die wie Gold funkelte. Er spielte die herrlichsten Töne, alle lauschten ganz begeistert. Die Kinder strömten aus den Häusern und folgten ihm bis zur Donau, wo bereits ein geschmücktes Schiff auf sie wartete. Bald war es in der Ferne verschwunden. Nur zwei Kinder hatten das Schiff versäumt. Über den Verlust ihrer Kinder waren die Bürger der Stadt Korneuburg untröstlich. Das war die Rache des um seinen Lohn betrogenen Rattenfängers. |