Vor 330 Jahren lebte in Wien ein Musiker
namens Augustin. Er spielte jeden Abend im Gasthaus „Zum roten Dachl“. Wegen ihm
kamen viele Besucher und der Wirt konnte mit fetten Einnahmen rechnen. Dafür
verköstigte er Augustin, der schon bald der „Liebe Augustin“ genannt wurde.
Als im Jahr 1679 die Pest in der Stadt
ausbrach starben viele Leute und Trauer und Hoffnungslosigkeit breiteten sich
aus. Nur noch die Leute die im Gasthaus „Zum roten Dachl“ saßen und die
fröhliche Musik des lieben Augustin hörten, waren glücklich.
Einens Abends schenkten sie Augustin so
viel Wein nach, dass er betrunken nach Hause durch die Stadt torkelte. Die Augen
fielen ihm zu und er schlief mitten auf der Straße eingerollt mit seinem
Dudelsack ein. Die Pestknechte, die die Toten von den Straßen einsammelten und
in Pestgruben warfen, dachten Augustin sei tot. Deshalb nahmen sie ihn mit und
schmissen ihn in eine Pestgrube, wo er die ganze Nacht durchschlief.
Als er am nächsten Morgen in der Grube
aufwachte, versuchte er hinaus zu klettern, aber es gelang ihm nicht. Auf einmal
fing er an sein Lied „O, du lieber Augustin“ zu singen. Die Pestknechte, die die
Musik hörten, zogen Augustin aus der Grube, und so lebte er ohne Schaden weiter
und erzählte seine Geschichte oft im Gasthaus. Das gab den Menschen wieder etwas
Hoffnung. Augustins fröhlicher Musik wohnte eine wunderbare Kraft inne, die den
Menschen die Angst nahm und sie immun gegen die Pest machte.