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Das verlorene „Gebiss"
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Die letzte Woche verbrachten meine Familie und ich
in Italien. Nach einer anstrengenden Heimreise kamen wir erst gegen vier Uhr
früh zu Hause an. Erst am nächsten Morgen konnten wir unsere Oma, die während
unseres Urlaubes auf unser Haus aufpasste, begrüßen.
„Stellt euch vor", erklärte uns Oma aufgeregt, „Ein
betrunkener Autofahrer fuhr vorgestern am Abend in unseren Gartenzaun! Ich
arbeitete gerade im Garten, als ich hinter mir einen lauten Krach hörte. Sofort
drehte ich mich um und sah die Bescherung. Zum Glück kamen gleich die Nachbarn,
halfen dem Verletzten im Auto und holten die Polizei und die Rettung." Das
war sicher ein ordentlicher Schock für meine arme Oma. „Und das Schrecklichste
an der ganzen Sache ist, seit dem Unfall finde sie ihre Zahnprothese nicht mehr,
weil sie nach diesem Erlebnis sehr verwirrt war." Ich lächelte verschmitzt
und bot ihr an, ihr „Gebiss" zu suchen. Natürlich sollte dieser Service
nicht kostenlos sein und ich schlug einen Finderlohn von fünfzig Schilling an.
Meine Schwestern waren ebenfalls begeistert von meinem Vorschlag und ein
gnadenloser Konkurrenzkampf um die Prämie begann. Natürlich schlossen sich
Bettina und Katharina zusammen, doch das konnte mich nicht abschrecken. Ich
brauchte das Geld, weil ich mir einen Game Boy Colour kaufen wollte und das
nötige Ersparte fehlte. Ich fragte meine Oma wo sie ihre Zähne hingelegt
hatte. Sie antwortete: „ Ich habe meine Zähne in ein Tuch eingewickelt."
Sie vermutete, dass sie die Prothese im die Schachtel mit den Altpapier gelegt
und zum Altpapiercontainer getragen hatte. Nun lief ich mit meiner Oma zum
Container und wir beide begannen den Sammelbehälter nach ihrem Gebiss zu
suchen. Dabei räumten wir den gesamten Inhalt in die Schubkarre, die wir dafür
mitgenommen haben. Nach einiger Zeit wurde mir die Sucherei zu blöd, denn viele
vorbeikommende Autofahrer blickten uns merkwürdig an. Ich verzichtete lieber
auf die fünfzig Schilling, als mich vor sämtlichen Leuten zu blamieren. Meine
Oma wusste sich sofort Rat und engagierte sich meinen Cousin Matthias und seinen
Freund. Weil die Schubkarre zu voll wurde, kippten sie den Inhalt auf den
Gehsteig. Ich beobachtete von unserer Einfahrt aus, wie ein Polizeiauto bei
ihnen anhielt. Die Polizisten stiegen aus und fragten: „Warum liegt das ganze
Papier auf dem Gehsteig." Meine Großmutter sagte: „Ich habe meine Zähne
verloren und ich glaube ,dass mein Gebiss hier zwischen dem Abfall ist!"
Die Polizisten überwachten das Geschehen, da rief Matthias: „Ich hab die
Zähne gefunden!" Sie waren aus dem Tuch heraus gefallen und waren ganz
unten im Abfallbehälter. Jetzt mussten sie nur noch das ganze Papier zurück in
den Behälter räumen. Meine Oma war überfroh und gab jeden fünfzig Schilling.
Nun konnte sie ohne Probleme wieder etwas Härteres essen .
geschrieben von : Bernhard K. 4b VS 9
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