© Pascal Deu
Ein großes Missverständnis
Wie jeden Dienstag ging ich
um 17 Uhr zur Turnstunde des Welser Turnvereins. Das Training war dieses Mal
viel anstrengender als sonst. Hundemüde und hungrig ging ich in die Garderobe um
mich umzuziehen. Ich träumte bereits vom Abendessen und von meinem kuschelig,
warmen, weichen Bett. Eilig lief ich aus der Vorhalle um ins wartende Auto
meines Vaters zu steigen.
Doch
auf dem Parkplatz war von ihm weit und breit nichts zu sehen. Enttäuscht stellte
ich mich unter das Vordach der Halle um dort zu warten. Ein Kind nach dem
anderen kam aus der Turnhalle und stieg in ein wartendes Auto. Es wurde immer
stiller und die ersten Lichter erloschen in der Dunkelheit.
Mit jedem Lichtstrahl weniger
wurden die Schatten der Bäume vor der Halle größer und dunkler. Immer noch war
keine Spur von meinem Vater zu sehen. Nun konnte ich auch gruselige Geräusche
hören. Die Blätter raschelten, die Bäume peitschten mit ihren Ästen gegen die
Mauern der Halle, ein kühler Wind blies mir durch mein nun etwas aufstehendes
Haar.
Mein Herz fing immer
schneller zu klopfen an. Es war jetzt schon eine für mich endlos lange halbe
Stunde später. Hin und wieder fuhr ein Auto vorbei und ich hoffte immer
sehnlicher es sei endlich mein Vater. Schließlich glaubte ich Gestalten am
schwarzen Nachthimmel zu sehen. Ich konzentrierte mich auf einen unheimlichen
Schatten, der auf mich zukam. Meine Knie fingen an zu zittern, meine Kehle war
trocken. Als sich auch noch eine Hand von hinten auf meine Schulter legte,
dachte ich, ich falle in Ohnmacht. Mit einem lauten Schrei drehte ich mich um.
Als ich meinen Vater erkannte, brach ich vor Erleichterung in Tränen aus. Er
hatte in der Halle gewartet.