Gebote für die Hundehaltung
(aus
www.schaeferhund-langstockhaar.de)
§1 Mein Leben
dauert normalerweise 10 - 15 Jahre. Jede Trennung von meiner Familie ist für
mich sehr schmerzvoll. Bedenke dies, bevor du dir einen Hund anschaffst.
§2 Gib mir Zeit zu
verstehen, was du von mir verlangst.
§3 Setze Vertrauen in
mich - ich lebe davon
§4 Zürne mir nie lange
und sperre mich zur Strafe nicht ein!! Du hast Freunde, deine Arbeit, dein
Vergnügen - ich habe nur dich und bin ganz für dich da.
§5 Sprich manchmal mit
mir. Wenn ich auch deine Worte nicht ganz verstehe, so doch die Stimme, die sich
an mich wendet.
§6 Ob du mich nun gut
oder schlecht behandelst, es bleibt immer in meinem Hundegedächtnis.
§7 Bedenke, dass Hunde,
die sehr viel geschlagen werden, auch beißen können.
§8 Sollte ich meine
Pflichten nicht immer ordentlich erfüllen, kann es auch an ungeeignetem Futter,
an Krankheit oder Altersschwäche liegen.
§9 Kümmere dich um
mich wenn ich alt werde - auch du wirst es einmal sein.
§10 Gehe jeden auch noch so
schweren Weg mit mir. Lass mich nie allein.
Eine
Geschichte zum Nachdenken
Die Geschichte
von Lea
Ich weiß nicht mehr viel von dem Ort, wo ich geboren bin. Es war eng und dunkel
und nie spielte ein Mensch mit uns. Ich erinnere mich noch an Mama und ihr
weiches Fell, aber sie war oft krank und sehr dünn. Sie hatte nur wenig Milch für
mich und meine Brüder und Schwestern. Die meisten von ihnen waren plötzlich
gestorben.
Als sie mich von meiner Mutter wegnahmen, hatte ich furchtbare Angst und war so
traurig. Meine Milchzähne waren kaum durchgestoßen und ich hätte meine Mama
doch noch so sehr gebraucht. Arme Mama, es ging ihr so schlecht.
Die Menschen sagten, dass sie jetzt endlich Geld wollten und dass das Geschrei
meiner Schwester und mir ihnen auf die Nerven gingen. So wurden wir eines Tages
in eine Kiste verladen und fortgebracht. Wir kuschelten uns aneinander und fühlten
wie wir beide zitterten, ohnmächtig vor Angst. Niemand kam, um uns zu trösten.
All diese seltsamen Geräusche und erst noch die Gerüche - wir sind in einem
"Petshop", einem Laden, wo es viele verschiedene Tiere gibt. Einige
miauen, andere piepsen, einige pfeifen. Wir hören auch das Wimmern von andern
Welpen. Meine Schwester und ich drücken uns eng zusammen in dem kleinen Käfig.
Manchmal kommen Menschen uns anschauen, oft ganz kleine Menschen, die sehr fröhlich
aussehen, als wollten sie mit uns spielen. Tag um Tag verbringen wir in unserem
kleinen Käfig. Manchmal packt uns jemand und hebt uns hoch um uns zu
begutachten. Einige sind freundlich und streicheln uns, andere sind grob und tun
uns weh. Oft hören wir sagen "oh, sind die süß, ich will eines",
aber dann gehen die Leute wieder fort.
Letzte Nacht ist meine Schwester gestorben. Ich habe meinen Kopf an ihr weiches
Fell gelegt und gespürt, wie das Leben aus dem dünnen Körperchen gewichen
ist. Als sie sie am Morgen aus dem Käfig nehmen sagen sie, sie sei krank
gewesen und ich sollte verbilligt abgegeben werden, damit ich bald wegkomme.
Niemand beachtet mein leises Weinen, als mein kleines Schwesterchen weggeworfen
wird.
Heute ist eine Familie gekommen und hat mich gekauft ! Jetzt wird alles gut ! Es
sind sehr nette Leute, die sich tatsächlich für MICH entschieden haben. Sie
haben gutes Futter und einen schönen Napf dabei und das kleine Mädchen trägt
mich ganz zärtlich auf den Armen. Ihr Vater und Mutter sagen, ich sei ein ganz
süßes und braves Hundchen. Ich heiße jetzt Lea.
Ich darf meine neue Familie sogar abschlabbern, das ist wunderbar. Sie lehren
mich freundlich, was ich tun darf und was nicht, passen gut auf mich auf, geben
mir herrliches Essen und viel, viel Liebe. Nichts will ich mehr, als diesen
wunderbaren Menschen gefallen und nichts ist schöner als mit dem kleinen Mädchen
herumzutollen und zu spielen.
Erster Besuch beim Tierarzt. Es war ein seltsamer Ort, mir schauderte. Ich bekam
einige Spritzen. Meine beste Freundin, das kleine Mädchen, hielt mich sanft und
sagte, es wäre ok, dann entspannte ich mich. Der Tierarzt schien meinen
geliebten Menschen traurige Worte zu sagen, sie sahen ganz bestürzt aus. Ich hörte
etwas von schweren Mängeln und von Dysplasie E und von Herz zwei. Er sprach von
wilden Züchtern und dass meine Eltern nie gesundheitlich getestet worden seien.
Ich habe nichts von alledem begriffen aber es war furchtbar, meine Familie so
traurig zu sehen.
Jetzt bin ich sechs Monate alt. Meine gleichaltrigen Artgenossen sind wild und
stark, aber mir tut jede Bewegung schrecklich weh. Die Schmerzen gehen nie weg.
Außerdem kriege ich gleich Atemnot, wenn ich nur ein wenig mit dem kleinen Mädchen
spielen will. Ich möchte so gerne ein kräftiger Hund sein, aber ich schaffe es
einfach nicht. Vater und Mutter sprechen über mich. Es bricht mir das Herz,
alle so traurig zu sehen.
In der Zwischenzeit war ich oft beim Tierarzt und immer hieß es
"genetisch" und "nichts machen". Ich möchte draußen in der
warmen Sonne mit meiner Familie spielen, möchte rennen und hüpfen. Es geht
nicht. Letzte Nacht war es schlimmer als eh und je. Ich konnte nicht einmal mehr
aufstehen um zu trinken und nur noch schreien vor Schmerzen.
Sie tragen mich ins Auto. Alle weinen. Sie sind so seltsam, was ist los ? War
ich böse ? Sind sie am Ende böse auf mich ? Nein, nein, sie liebkosen mich ja
so zärtlich. Ach wenn nur diese Schmerzen aufhörten ! Ich kann nicht mal die
Tränen vom Gesicht des kleinen Mädchen ablecken aber wenigstens erreiche ich
seine Hand. Der Tisch beim Tierarzt ist kalt. Ich habe Angst. Die Menschen
weinen in mein Fell, ich fühle, wie sehr sie mich lieben. Mit Mühe schaffe ich
es, ihre Hand zu lecken. Der Tierarzt nimmt sich heute viel Zeit und ist sehr
freundlich, und ich empfinde etwas weniger Schmerzen. Das kleine Mädchen hält
mich ganz sanft, ein kleiner Stich... Gott sei dank, der Schmerz geht zurück.
Ich fühle tiefen Frieden und Dankbarkeit. Ein Traum: ich sehe meine Mama, meine
Brüder und Schwestern auf einer großen grünen Wiese. Sie rufen mir zu, dass
es dort keine Schmerzen gibt, nur Friede und Glück. So sage ich meiner
Menschenfamilie Aufwidersehen auf die einzige mir mögliche Weise: mit einem
sanften Wedeln und einem kleinen Schnuffeln.
Viele glückliche Jahre wollte ich mit Euch verbringen, es hat nicht sein
sollen. Statt dessen habe ich Euch so viel Kummer gemacht. Es tut mir leid, ich
war halt nur eine Händlerware.
Lea
©1999 J. Ellis - bewilligte Übersetzung von E. Wittwer
Übernommen von
http://www.schaeferhund-langstockhaar.de/